Österreich hat einen Fachkräftemangel, der zunehmend zu einem Problem für die Wirtschaft wird. Wie in Deutschland spielt auch in Österreich die demografische Entwicklung eine zentrale Rolle. Ein ähnliches „Babyboomer-Problem“ wie in Deutschland existiert dort ebenfalls, wenn auch in etwas abgeschwächter Form. Die Altersstruktur der Bevölkerung, der Rückgang der Geburtenrate sowie die steigende Lebenserwartung führen dazu, dass immer mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, während zu wenige junge Arbeitskräfte nachkommen.
Fachkräftemangel in Österreich: Zahlen und Fakten
Laut einer Studie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) fehlen in Österreich bereits jetzt zehntausende Fachkräfte. Besonders betroffen sind Branchen wie:
- Handwerk und Baugewerbe
- Pflege und Gesundheitswesen
- Technologie und IT
- Tourismus und Gastronomie
- Industrie und Produktion
Der Fachkräftemangel betrifft nicht nur hochqualifizierte Jobs, sondern auch Berufe im mittleren Qualifikationsbereich. Betriebe berichten zunehmend davon, dass offene Stellen über längere Zeit nicht besetzt werden können, was zu Produktionsengpässen und wirtschaftlichen Verlusten führt.
Ein Grundproblem ist, dass viele Jugendliche nicht in die von der Wirtschaft nachgefragten Berufsfelder gehen. Gleichzeitig entscheiden sich viele junge Menschen für akademische Berufe, während Lehrberufe und handwerkliche Berufe unattraktiver werden.
Die demografische Entwicklung in Österreich: Das Babyboomer-Problem
Auch in Österreich gibt es eine Babyboomer-Generation, die zwischen 1955 und 1970 geboren wurde. Diese Generation tritt nun nach und nach ins Rentenalter ein, was zu einem massiven Abgang von Arbeitskräften führt. Gleichzeitig gibt es immer weniger junge Menschen, die in den Arbeitsmarkt eintreten.
Laut dem Statistikamt Österreich wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) bis 2030 um mehrere Hunderttausend Personen sinken. Das bedeutet, dass weniger Menschen zur Verfügung stehen, um die Wirtschaft zu tragen und Sozialbeiträge zu leisten. Besonders dramatisch wird diese Entwicklung in den ländlichen Regionen, da viele junge Menschen in die Städte ziehen.
Vergleich mit Deutschland:
Das Babyboomer-Problem in Deutschland ist stärker ausgeprägt, da der Geburtenboom in den Nachkriegsjahren intensiver war. In Österreich ist der demografische Wandel etwas langsamer, aber die grundsätzlichen Herausforderungen sind sehr ähnlich.
Ursachen des Fachkräftemangels in Österreich
Der Fachkräftemangel hat in Österreich verschiedene Ursachen:
- Demografischer Wandel: Immer mehr Menschen scheiden altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt aus.
- Fehlende Zuwanderung: Österreich hat bisher zu wenige Maßnahmen ergriffen, um gezielt qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland
- Unattraktive Berufe: Viele handwerkliche und technische Berufe gelten als weniger attraktiv, während akademische Laufbahnen bevorzugt werden.
- Bildungssystem: Das Bildungssystem bildet nicht ausreichend Fachkräfte in den Berufen aus, die besonders gefragt sind.
Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
Die österreichische Regierung versucht, den Fachkräftemangel mit verschiedenen Maßnahmen zu bekämpfen:
- Förderung von Lehrberufen: Die Regierung setzt verstärkt auf die Duale Ausbildung, um mehr junge Menschen in handwerkliche und technische Berufe zu bringen.
- Verlängerung der Lebensarbeitszeit: Es wird diskutiert, wie Menschen länger im Arbeitsmarkt gehalten werden können, beispielsweise durch flexiblere Pensionierungsmodelle.
- Zuwanderung: Österreich hat 2022 eine „Rot-Weiß-Rot-Karte“ eingeführt, ein Zuwanderungsprogramm für qualifizierte Fachkräfte. Bisher sind die Zahlen jedoch relativ gering.
- Förderung von Frauen und älteren Menschen: Es wird versucht, Frauen stärker in Vollzeitbeschäftigung zu bringen und ältere Arbeitnehmer länger im Berufsleben zu halten.
Was passiert, wenn der Fachkräftemangel nicht gelöst wird?
Der Fachkräftemangel stellt eine große Gefahr für die österreichische Wirtschaft dar. Wenn das Problem nicht gelöst wird, drohen:
- Produktionsausfälle und Betriebsschließungen
- Rückgang der Innovationskraft
- steigende Sozialkosten
- höhere Steuerbelastung für Erwerbstätige
- Wachstumsverlust der Wirtschaft
Gerade im Pflegesektor wird der Fachkräftemangel bereits jetzt spürbar. Es fehlen Pflegekräfte, was dazu führt, dass viele Familien auf informelle Pflege durch Angehörige oder Pflegekräfte aus Osteuropa angewiesen sind.
Gibt es eine Lösung für das Babyboomer-Problem in Österreich?
Das Babyboomer-Problem und der Fachkräftemangel sind in Österreich vergleichbar mit der Situation in Deutschland, wenn auch etwas weniger stark ausgeprägt. Die Regierung muss jedoch dringend handeln, um die wirtschaftlichen Folgen abzumildern.
Lösungsansätze könnten sein:
- Gezielte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland
- Attraktivere Gestaltung von Lehrberufen
- Flexible Rentenmodelle
- Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um mehr Frauen in Vollzeitjobs zu bringen
- Investitionen in Bildung und Digitalisierung
Wenn keine effektiven Maßnahmen ergriffen werden, droht auch Österreich ein Rückgang der Wirtschaftskraft sowie eine Überlastung des Sozialsystems, da immer weniger Erwerbstätige die Kosten für Rentner und Sozialleistungen tragen können.