Die Lissabon-Strategie, auch bekannt als Lissabon-Prozess oder Lissabon-Agenda, wurde im März 2000 von den europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossen. Ziel war es, die Europäische Union bis 2010 zum weltweit wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum zu machen. Dies sollte durch einen Schwerpunkt auf Innovation, die Wissensgesellschaft sowie soziale und ökologische Nachhaltigkeit erreicht werden.
Durch die Umsetzung der Ziele der Lissabon-Strategie sollte die Produktivität und Innovationsgeschwindigkeit in der EU erhöht werden, um im globalen Wettbewerb mit Ländern wie Japan und den USA mithalten zu können. Diese Strategie legte den Grundstein für die Nachfolge-Strategie „Europa 2020“. Zu den maßgeblichen Akteuren, die auf die Lissabon-Strategie Einfluss nahmen, zählen Maria João Rodrigues, Robert Boyer und Anthony Giddens.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Lissabon-Strategie wurde 2000 von europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossen.
- Ziel war es, die EU bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum zu machen.
- Die Strategie legte den Schwerpunkt auf Innovation, Wissensgesellschaft und Nachhaltigkeit.
- Sie zielte darauf ab, die Produktivität und Innovationsgeschwindigkeit in der EU zu steigern.
- Die Lissabon-Strategie bildete die Grundlage für die Nachfolge-Strategie „Europa 2020“.
- Einflussreiche Akteure waren unter anderem Maria João Rodrigues, Robert Boyer und Anthony Giddens.
Hintergrund und Zielsetzung der Lissabon-Strategie
Die Lissabon-Strategie wurde als Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung ins Leben gerufen, um die Europäische Union im globalen Wettbewerb zu stärken und ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Dies sollte der EU helfen, sich gegenüber aufstrebenden Wirtschaftsmächten wie Indien und China zu behaupten und dabei neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Entstehung und Entwicklung
Die Lissabon-Strategie ging aus dem EU-Gipfel von 2000 in Lissabon hervor und zielte darauf ab, die EU bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten Wissensgesellschaft der Welt zu machen. Im Jahr 2004 stellte der Kok-Report jedoch fest, dass wichtige Bereiche wie Wachstumsraten und Forschungsausgaben hinter den USA zurückblieben. Dies führte zu einer Neuausrichtung der Strategie.
Ziele und Erwartung
Neben der Verwirklichung des Binnenmarktes und der Förderung des Wirtschaftswachstums fokussierten sich die neuen Ziele auf eine Beschäftigungsquote von 70 % und eine Investition von 3 % des BIP in Forschung und Entwicklung bis 2010. Dabei sollten alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union, einschließlich Österreich, einen Beitrag leisten, um die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit der EU insgesamt zu stärken.
Lissabon-Strategie (Lissabon-Prozess, Lissabon-Agenda) und ihre Hauptkomponenten
Die Lissabon-Strategie fokussiert auf mehrere Hauptkomponenten, um eine starke und wettbewerbsfähige Europäische Union zu schaffen. Diese Komponenten umfassen die Förderung einer Wissensgesellschaft und Innovation, die Förderung sozialer Kohäsion und Nachhaltigkeit sowie die Implementierung nationaler Aktionspläne und Reformprogramme.
Wissensgesellschaft und Innovation
Ein zentrales Element der Lissabon-Strategie ist die Entwicklung einer Wissensgesellschaft als Motor für Wirtschaftswachstum und Innovation. Dies erfordert erhebliche Investitionen in Bildung und Forschung. Die Schaffung eines europäischen Raums der Forschung sowie die Förderung der Digitalisierung sind wesentliche Schritte zur Erreichung dieser Ziele. Durch die Integration neuer Technologien in die wirtschaftliche Struktur soll die Innovationskraft der EU gestärkt werden.
Soziale Kohäsion und Nachhaltigkeit
Ein weiteres Ziel der Lissabon-Strategie ist die Stärkung der sozialen Kohäsion und die Förderung der Nachhaltigkeit. Dies bedeutet, soziale Ungleichheiten zu verringern und sicherzustellen, dass alle Bürger Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit haben. Umweltaspekte spielen ebenfalls eine zentrale Rolle, indem Strategien zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zur Förderung erneuerbarer Energien entwickelt werden. Dies verhilft der EU zu einer nachhaltigen und integrativen Wirtschaft.
Nationale Aktionspläne und Reformprogramme
Zur Umsetzung der Lissabon-Strategie wurden die EU-Mitgliedstaaten aufgefordert, eigene nationale Aktionspläne zu erstellen, die durch die integrierten Leitlinien der EU ergänzt werden sollten. Diese Pläne beinhalten Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung und zur Verbesserung der Infrastruktur. Eine aktive Beschäftigungspolitik und die Erhöhung der Arbeitsplatzqualität spielen hierbei eine entscheidende Rolle.
Komponente | Ziel | Maßnahmen |
---|---|---|
Wissensgesellschaft und Innovation | Wirtschaftswachstum und technologische Entwicklung | Investitionen in Forschung und Bildung, Förderung der Digitalisierung |
Soziale Kohäsion und Nachhaltigkeit | Reduzierung sozialer Ungleichheiten, Umweltschutz | Verbesserung des Zugangs zu Dienstleistungen, CO2-Reduktions-Strategien |
Nationale Aktionspläne und Reformprogramme | Erhöhung der Beschäftigung und Arbeitsplatzqualität | Entwicklung von Maßnahmen zur Infrastrukturverbesserung und Arbeitsmarktförderung |
Ergebnisse und Kritik der Lissabon-Strategie
Der Abschlussbericht zur Lissabon-Strategie offenbarte, dass viele der angestrebten Hauptziele der Strategie deutlich verfehlt wurden. Beispielsweise konnte die Beschäftigungsquote lediglich von 62 % auf 66 % gesteigert werden, was hinter den avisierten Zielen zurückblieb. Auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung stiegen nur geringfügig an, was die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der EU behindern könnte.
Zusätzlich erschwerten mehrere externe Faktoren die Erreichung der Ziele. Die signifikante Erhöhung der Anzahl der EU-Mitgliedstaaten und die weltwirtschaftliche Krise zur damaligen Zeit stellten erhebliche Herausforderungen für die Strategie dar. Unter diesen erschwerten Bedingungen blieben viele der wirtschaftspolitischen Zielsetzungen unerfüllt.
Die Kritik an der Lissabon-Strategie kam von verschiedenen Seiten. Besonders im Bildungsbereich wurde bemängelt, dass die Strategie die Bildung zu sehr für ökonomische Zwecke instrumentalisiere. Die Offene Methode der Koordinierung stieß ebenfalls auf Kritik. Externe Stimmen, darunter der Schweizer Studierendenverband, befürchteten aggressive Vorgehensweisen und eine Vernachlässigung der eigentlichen Bildungsziele zugunsten wirtschaftspolitischer Prioritäten.